************************************************************************************

So kann es gehen

Karfreitag sollte es soweit sein: E.C. Mimirs’s Felina (genannt Sarah) sollte in Anbetracht ihres Alters die letzten Babies bekommen. Da sie in früheren Würfen oft „übertragen“ hatte, nahm ich mir den Dienstag Urlaub, sodass ich von Freitag bis Dienstag Zeit hatte, ihr die Babies aus dem Bauch zu gucken.

Karfreitag: Um 6 Uhr hieß es für mich aufstehen, weil mein „wandelnder Fußball“ am Bett stand, mich anschrie und dann wieder zur Wurfkiste raste – ich also hinterher..... Mit Zigarette, Kaffee und beruhigenden Worten (wobei ich nicht weiß, ob die Worte Sarah oder mir selbst gelten sollten), verbrachten wir drei Stunden, in denen ich dumm rumsaß und Sarah zufrieden ein Nickerchen hielt.

Ostersamstag: Nachdem gestern nichts passiert war, stellte ich mir den Wecker freiwillig auf 1 Uhr, 3 Uhr, 5 Uhr und 7 Uhr, um nichts zu verpassen. Aber da war nichts zum verpassen..... Also schlief ich von 7 bis 10 Uhr einfach durch (mit offenen Ohren versteht sich). Gnädigerweise durfte ich auch bis 10 Uhr schlafen, aber ab 10.15 Uhr musste ich wieder Wache stehen! Sarah genoss es, dass ich sie stets im Auge hatte, und wenn ich versuchte fernzusehen, zu kochen, oder gar rumzurennen, um aufzuräumen, wurde ich sofort wieder an die Kiste dirigiert, damit sie in Ruhe weiterschlafen konnte.

Ostersonntag: Dasselbe wie gestern.

Ostermontag: Wunderschönes Wetter draußen, aber der Blick aus dem Fenster war das Einzige, das mir gewährt wurde. Der „Fußball“ hielt mich streng an die Kiste gefesselt, und wehe wenn ich da weg wollte! Langsam fragte ich mich, wer denn hier eigentlich die Babies bekommen sollte.....!

Dienstag: 1. April. Wieder bin ich nachts alle 2 Stunden aufgestanden, um zu sehen, dass ich wieder ins Bett gehen kann. Um 4 Uhr blieb ich dann wach, denn langsam machte ich mir ja doch Sorgen! Um 6 Uhr (ich hatte schon eine ganze Kanne Kaffee intus) ging dann das Fruchtwasser ab. Die Presswehen blieben aber bis 8 Uhr erfolglos. Da war die Panik groß und der Weg zum Tierarzt schien länger als je zuvor!

Der Geburtskanal sei frei, die Temperatur in Ordnung, der Zustand der Katze wunderbar, also sollte die Warterei bis 14 Uhr weitergehen. Wenn sich bis dahin nichts getan habe, sollte ich zur Tierklinik fahren, um dort einen Kaiserschnitt durchführen zu lassen. (Dort habe man die Möglichkeit einer Maskennarkose, die die Babies schone).

Mein Gott, was ich doch all die Jahre für ein Glück hatte! So etwas war noch nie passiert! Wie sollte das jetzt enden? Was, wenn sie es nicht überlebt? Nur weil ICH Babies wollte? Sollte meine hübsche, liebe Sarah nun für meine Dummheit bestraft werden? Die Gedanken wurden unerträglich, und die Uhr lief gnadenlos weiter.....

Sarah ging es unverändert gut, die Presswehen waren unverändert erfolglos und daher konnte sie meine Panik gar nicht verstehen, erst recht nicht, als sie merkte, dass sie schon wieder Auto fahren muss! Um 14.15 Uhr waren wir in der Klinik, sie wurde sofort geröntgt und es wurde ein Ultraschall gemacht: „Wir machen sofort einen Kaiserschnitt, ein paar Welpen scheinen noch zu leben. Warten Sie bitte draußen, wir werden gegen 16.30 Uhr fertig sein; wir versuchen Mutter und Kinder zu retten.“

Was für ein vertrauenserweckender Satz! Man versucht sich selber zu beruhigen: Die machen das nicht das erste mal! Die tun schon das Richtige! Sarah wird es schon packen! Und die Babies? Sind mir egal, wenn ich Sarah dafür wiederbekomme! Und dann wird sie endlich kastriert! Halt, Stop! Wenn sie doch gleich in Narkose liegt! Ich also zur Anmeldung und grünes Licht gegeben.

Die Stunden vergingen viel zu langsam! Ich fühlte mich elender als Elend. Schon wieder kommt jemand aus dem Behandlungszimmer nur mit einem Halsband in der Hand und Tränen in den Augen. Was wollte ich als Kind werden? TIERARZT??? Gott sei Dank, habe ich es nicht geschafft! alles hat seine Kehrseiten, auch die Zucht, sonst wäre ich jetzt nicht hier! Aber warum immer ich? Es gibt Menschen, die kümmern sich gar nicht um ihre Tiere und sind glücklich.

Oh - "Kahlfuß" hat da jemand gerufen!
Ein Zittern geht durch meinen Körper und ich habe Angst wie vor dem Sprung aus einem Flugzeug. Meine Beine gehören mir gar nicht mehr. „Macht dann 450,- DM!
Ja, spinnen die? Wo ist denn meine Sarah? „Sie hängt noch ein bisschen in den Seilen, aber warten Sie doch bitte im Wartezimmer.“
18 Uhr: Mein Gott, die haben gesagt 16.30 Uhr, was ist denn los? Aber die Rechnung habe ich schon, die scheinen ja auf Nummer sicher zu gehen! Ich frag noch mal:
„Sie können sie gleich mitnehmen, und die Babies auch!“

Na so ein Glück! Dann warte ich doch gerne auch noch länger! Hauptsache, ich krieg sie lebendig zurück!
„Frau Kahlfuß, Telefon!“
Was? Hier? Telefon? Für mich? Da wird mir doch glatt schon eine Amme angeboten! Super! Es gibt also doch noch echte Freunde unter den Züchtern.

Kaum habe ich das Telefon eingehängt, werde ich wieder gerufen: „So da ist ihre Großfamilie!“
Meine Güte, meine Maus lebt, sieht zwar beschissen aus, aber sie lebt! Und was schreit da nach Milch? Ein Baby, nein zwei! Quatsch, das sind ja ..... oh Gott, wo kommen die denn alle her? 5 Stück! Das gibt’s ja gar nicht! Das darf doch nicht wahr sein! Ich sehe vor lauter Tränen nicht mal die Farben, aber ich sehe meine Sarah und das reicht!

Um 21 Uhr bin ich dann mit meiner Großfamilie zu Hause: Glücklich, müde, hungrig!

 

Das Ende vom Lied:

1 black-mc.-tabby/weiß Mädchen  (Ulita)

3 black-mc.-tabby/weiß Katerchen  (Ulrik, Uoke, Umi)

1 black-cl.-tabby/weiß Katerchen  (Unkas)

Sarah mit 9 Jahren

 

An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich bei Frau Willuda und Frau Kloßowski für ihre ehrliche Anteilnahme und große Hilfsbereitschaft, vor allem aber für den seelischen Beistand bedanken.

 

Barbara Kahlfuß
und die „Puppenburger“

 

(Diese Zeilen sind meinen eigenen Gedanken und Federn entsprungen und ich weise ausdrücklich auf mein Copyright hin!)
Barbara Kahlfuß
 

Startseite

weitere "Erfahrungen"

Brenda